Liebe Freund*innen,
Sie haben damals geholfen, private Unterkünfte für ukrainische Geflüchtete zu schaffen. Mehr als 60.000 Menschen haben durch unser Projekt schnell und sicher eine Unterkunft gefunden. Vielen Dank, dass Sie diesen Riesenerfolg möglich gemacht haben.
Derzeit fliehen nicht mehr viele Menschen aus der Ukraine. Aber täglich sehen wir in den Medien die schrecklichen Bilder der Menschen, die versuchen, vor allem über das Mittelmeer ihrem Schicksal zu entkommen, sehen Bilder aus den völlig überfüllten Auffanglagern in vielen Ländern.
Wir sind davon überzeugt, dass private Unterkünfte auch in Zukunft ein wesentlicher Bestandteil der Unterstützung und Integration von Geflüchteten sein kann und muss.
Mit einer Spende unterstützen Sie unsere Arbeit und Geflüchtete mit einer sicheren Unterkunft. Es geht darum, jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen.
Unsere Erkenntnisse und Forderungen
#UnterkunftUkraine wurde in den letzten Jahren durch das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) begleitet und beforscht. Deren wissenschaftliche Erkenntnisse genau wie unsere Erfahrungen bei der privaten Unterbringung von Geflüchteten haben wir in elf Kernerkenntnisse zusammengefasst:
- Ohne private Unterkünfte hätte Deutschland die Aufnahme von über 1.1 Millionen Geflüchteten aus der Ukraine nicht bewältigt.
- Digitale Plattformen sind essentieller Bestandteil der Geflüchtetenhilfe. Wir sollten sie nicht in der nächsten Krise neu erfinden müssen!
- Unterbringung ist ein sinnstiftendes (Erst-)Engagement. Gastgeberschaft muss Teil der Engagementstrategie werden!
- Unterkunft.org hat über 360.000 kostenlose Angebote in allen deutschen Landkreisen in der Datenbank. Die meisten Gastgebenden wollen auch in der nächsten Krise helfen!
- 55 % der Geflüchteten fanden direkt im Anschluss eine langfristige Unterkunft. Private Unterkunft hilft im wichtigsten Moment!
- Private Unterkünfte bringen Menschen zusammen, bieten Schutz, Bindung und Orientierung. Eine kluge Integrationspolitik beginnt bei der ersten Unterbringung von Geflüchteten.
- Geteilte Unterkunft = gemeinsamer Alltag. Unterkunft ist ein wichtiger Beitrag zur Völkerverständigung und gegen Radikalisierung!
- Viele Frauen bieten private Unterkünfte für andere Frauen an. Frauen spielen eine wichtige Rolle in der Entwicklungszusammenarbeit und Integration!
- Es gibt großen Bedarf an Beratung und Austausch bei den Gastgebenden. Doch die meisten Fragen sind ähnlich; ein einheitliches Informationsangebot spart auch den Behörden viel Arbeit!
- 80 % der Gastgebenden würden auch in Zukunft Unterkünfte zur Verfügung stellen. Über ukrainische Geflüchtete hinaus denken: Unterkunft kann auch in Katastrophenfällen oder in anderen Bedarfsfällen unterstützen!
- Unterkunftspolitik ist Integrationspolitik. Schluss mit Containerlagern, Turnhallen und teuren Hotels!
Unsere Geschichte
Die Geschichte von #Unterkunft Ukraine beginnt am 24. Februar 2022 mit der kriegerischen Invasion Russlands in die Ukraine. Wie viele in Deutschland überlegen Lukas Kunert und Falk Zientz, wie sie helfen können. In den nächsten Tagen, Wochen und Monaten werden Tausende Geflüchtete erwartet. Am Ende werden es 1.1 Millionen Menschen sein, die aus der Ukraine nach Deutschland fliehen. Die beiden entwickeln kurzerhand ein einfaches Webformular, auf der Menschen kostenlos privaten Wohnraum für Ankommende anbieten können. Diese Idee geht vira, auch dank Unterstützung von Engagierten wie Verena Pausder oder Organisationen wie der gut.orgl. Innerhalb weniger Tage gibt es zehntausende Angebote.
Tausende Geflüchtete aus der Ukraine kommen am Berliner und Münchner Hauptbahnhof an, vielerorts mit überwältigender Solidarität empfangen. Gastgebende stehen mit Schildern am Bahnhof und bieten Wohnraum an, während die staatliche Vermittlung noch nicht existiert. Es wächst die Sorge vor Missbrauchsfällen; die Situation ist chaotisch.
Wie können wir jetzt möglichst sofort möglichst vielen helfen? Um das Projekt für die Herausforderungen aufzustellen, übernimmt Felix Oldenburg von der gemeinnützigen gut.org gAG rechtlich die Projektleitung. Eine Kooperation mit der Boston Consulting Group bringt professionelle Unterstützung und macht das System schnell skalierbar. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom entsteht innerhalb weniger Tage eine Lösung, mit der Call-Center-Agenten die Daten der Ankommenden mit passenden Wohnungsangeboten abgleichen können. Ergänzt wird dieser halbautomatische Prozess durch eine kostenlose Identitätsprüfung für die Gastgeber und einen Abgleich mit der Sexualstraftäterdatenbank. Das Bundesministerium des Innern (BMI) unterstützt das Projekt, bewirbt es als private Unterbringungslösung und stellt Callcenter-Kapazitäten zur Verfügung.
Bereits innerhalb der ersten Woche wurden auf der Plattform knapp 100.000 Schlafplätze in Privatunterkünften registriert. Am Ende werden Unterkünfte an über 60.000 Geflüchtete erfolgreich vermittelt.
Die Finanzierung des Projekts #UnterkunftUkraine zeichnete sich durch besondere Mobilisierungsfähigkeit und Unabhängigkeit aus. Mit der Plattform betterplace.org als Spendenvehikel, einer breiten Medienpräsenz und der Unterstützung von PR-Agenturen konnte die Initiative über drei Millionen Euro an Spenden sammeln. Diese Mittel, verbunden mit dem Einsatz von Pro-Bono-Ressourcen und der Ablehnung finanzieller Abhängigkeiten, insbesondere von staatlicher Förderung, sicherten die Unabhängigkeit des Projekts.
Trotz des anfänglichen Erfolgs und der schnellen Vermittlung von Zehntausenden von Menschen in privaten Wohnraum stieß das Projekt nach einem Jahr auf strukturelle Herausforderungen. Diese Lösung funktioniert besonders gut in der Phase, bevor die Geflüchteten registriert werden und kommunale Leistungen erhalten. Mit der Zeit wird es jedoch schwieriger, die Ankommenden in privaten Wohnraum zu vermitteln, da sie nach der Registrierung meist in den Ankunftszentren verbleiben und die Bundesländer zunehmend eine Verteilung nach dem Königsteiner Schlüssel anstreben. Während auf Bundesebene und in Städten wie München Erfolge zu verzeichnen sind, bleibt die Zusammenarbeit mit den Ländern schwierig, da diese befürchten, die Kontrolle über die Verteilung der Geflüchteten zu verlieren. Zudem erschwerte das Engagement lokaler Wohlfahrtsverbände, die oft eigene finanzielle Interessen verfolgten, die Integration von #UnterkunftUkraine in die staatliche Flüchtlingspolitik. Viele Unterkünfte, vor allem in der Provinz, blieben ungenutzt, während viele Geflüchtete weiterhin in den Ankunftszentren auf bessere Unterkünfte warteten.
Die einzigartige und neue Ressource privater Unterkunft dauerhaft in die staatliche Flüchtlingspolitik zu integrieren, bleibt also eine Aufgabe für die Zukunft in der gut.org, der Zivilgesellschaft und der großen Community der Gastgebenden.
Beste Grüße Ihr Team von Unterkunft.org